NATURMEDIZIN

ADHS, Schul- und Naturmedizin                            März 2008
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Ein anderes Verständnis der Krankheit

Dauermedikation mit Ritalin ist nicht das einzige Mittel zur Behandlung der
Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung ADHS. Homöopathie und
andere alternativ- und naturmedizinische Methoden helfen sanft und umfassend.


Schulmedizin und Pharmaindustrie gehen bei ADS und ADHS von einem genetischen Schaden und einer Stoffwechselstörung im Vorderhirn aus. Da das Dopamin freisetzende Molekül Methylphenidat die Aufmerksamkeitsstörung oft lindert, geht man in der herkömmlichen Lehre davon aus, dass unkonzentrierte Jugendliche und hyperaktive Kinder zuwenig von diesem Botenstoff selber produzieren können. Daher propagiert und verabreicht man als Haupttherapie Methylphenidat in Tabletten, bekannt unter
Produktenamen wie Ritalin oder Concerta (siehe auch Separattext).

Ganzheitliche Behandlung
Kritiker hingegen fordern ein Wegkommen von der einseitigen neurologischen Sicht und der Unterdrückung
der Symptome. Und sie fordern ganzheitliche Behandlungskonzepte, Alternativen zur schädlichen Dauer-medikation, den Einbezug von Ernährung, von Lebens- und Arbeitsumständen und von wichtigen Fami-lienmitgliedern und Bezugspersonen in die Therapie. Psychische und soziale Probleme könnten nicht
mit einem chemischen «Wundermedikament» gelöst werden, viele Kinder brauchten in der schwieriger werdenden Konkurrenz- und Konsumgesellschaft Begleitung, Förderung und Eltern, die vernünftige Grenzen setzen und auch «nein» sagen könnten - und nicht eine forcierte Integration in Schul- und Arbeitsstress mit Hilfe eines Medikaments. Lange wurde der Ritalinboom hierzulande als typische Übertreibung der US-Bürger abgetan. Dank intensiver Bewerbung von Ärzten und Psychiatern durch die Pharmaindustrie stiegen aber
auch in Europa die Verkäufe von Methylphenidatprodukten. Der sprunghafte Anstieg der Anzahl an regel-mässigen europäischen Konsumenten in den 90-er Jahren entfachte in den Medien eine rege Ritalindiskussion. In den Informationsmedien spielt das Thema inzwischen eine untergeordnete Rolle, im Internet aber wird immer noch heftig informiert, gebloggt und für schulmedizinische oder alternative
Therapien argumentiert.

Sehr häufige Alternative
Alternative Therapien wie die Homöopathie werden in der schweizerischen und europäischen Öffentlichkeit
oft gerne mangels besserer Kenntnis als Glaubenssache und zur Heilung ernsthafter Krankheiten völlig ungeeignet hingestellt. «Aus meiner Praxiserfahrung kann ich sagen, dass die klassische Homöopathie sehr häufig eine Alternative zur schulmedizinischen Behandlung mit Ritalin ist», so die im Kanton Bern praktizierende Ärztin und Homöopathin Petra Fuchs. Ein punktuelles Zusammengehen schliesst sie nicht
aus: «In Ausnahmesituationen, zum Beispiel in ausgesprochen starken familiären oder beruflichen Be- lastungssituationen, kann es bei mir vereinzelt zu einer phasenweise zusätzlichen Medikation mit Methyl-phenidat kommen.»

Ritalin als Ausnahme
In ihrer Praxis hat Fuchs bisher Patient*innen in unterschiedlichen Situationen behandelt: Kinder mit der Erstdiganose ADHS oder solche, die bereits seit einiger Zeit Medikamente einnehmen, deren Eltern aber
nach Alternativen suchen. Und Erwachsene, bei denen erst im Erwachsenenalter die Diagnose gestellt
wurde - mit und ohne Ritalin. «Sowohl Kinder als auch Erwachsene, die bisher noch kein Ritalin oder vergleichbare Medikamente eingenommen haben, erhalten in meiner Praxis nur die homöopathische Medikation», hält Petra Fuchs fest. «Finde ich das entsprechende homöopathische Heilmittel für den
Patienten nicht, muss die Homöopathie zunächst eine Begleitung bleiben», so Fuchs, «treten aber beobachtbare Veränderungen im Sinne der Besserung ein, wird das Ritalin langsam reduziert und dann abgesetzt.» Begleitend zur homöopathischen Behandlung empfiehlt sie je nach Situation Elternberatung, pädagogische Therapie und Einzel- oder Familientherapie.

Komplementärmedizinisch
Nicht ganz unberührt von Alternativen ist ein Teil der heutigen Schulmedizin. In der Behandlung von ADHS
im Zentrum für Entwicklungsförderung und pädiatrische Neurorehabilitation Z.E.N. in Biel nehmen die so genannten Standard-Therapien Medikation mit Methylphenidat und Verhaltens- oder Familientherapie zwar eine zentrale Stellung ein. «Die Standard-Therapien wirken auf die Kernsymptome des ADHS», sagt Chefarzt Ralph-Ingo Hassink. Zum Bieler Behandlungskonzept von ADHS gehören aber auch Heilpädagogik, Ergo- und Logopädie sowie komplementärmedizinische Massnahmen wie Homöopathie, Akupunktur und Diäten.
Am Z.E.N. werden im Rahmen des Projekts der «Integrativen Medizin» auf den Patienten abgestimmte komplementärmedizinische Massnahmen eingesetzt. Die Effizienz dieser «Nicht-Standard-Therapien» sei
zwar aus wissenschaftlicher Sicht teilweise (noch) unklar oder fehlend, so Hassink, sie verbesserten aber
den «allgemeinen Gesundheitszustand» des Patienten und dadurch auch indirekt die spezifischen Symptome des ADHS. «Die Homöopathie hat sich mit einer monatlichen Sprechstunde im Institut Z.E.N. etabliert.
Sie ist in diesem Zusammenhang für uns die seriöseste Therapie», sagt Hassink und verweist auf eine neuere Studie des Inselspitals Bern. «Man kann auch zuerst mit Homöopathie behandeln, und erst wenn’s nicht funktioniert, Methylphenidat einsetzen.» Entscheidend für die ADHS-Diagnose sei das Gesamtbild des
Kindes, seiner Stärken, Ressourcen und seiner mangelhaft ausgebildeten Stärken. Und zu aller erst werden laut Hassink in seinem Zentrum immer die erzieherischen und pädagogischen Massnahmen eines ADHS-Kindes optimiert.

Möglichst schnell absetzen
Seit elf Jahren behandelt sie Patientinnen und Patienten, bei denen die Schulmedizin ADS und ADHS diagnostiziert: Ursula Eggimann, Naturärztin NVS/EMR mit den Spezialgebieten Homöopathie, Kinesiologie, Bioresonanz und Pflanzenheilkunde in Grenchen, Kanton Solothurn. Ihre Praxiserfahrung zeige ganz klar,
dass Ritalin keine Heilung sondern nur eine Verlagerung der Grundproblematik bewirke und andere Krank-heitssymptome hervorrufe. «Mein Ziel ist es immer, Ritalin möglichst schnell abzusetzen», sagt Ursula Eggimann. «Je länger aber das Präparat eingenommen wurde, desto länger dauert die Absetzung.» Inzwischen seien die gravierenden Nebenwirkungen und Folgeschäden der länger dauernden Einnahme von Ritalin (Medikamentenabhängigkeit, Psychosen, Parkinson, Organschäden) durch Studien aus England und USA wissenschaftlich nachgewiesen. «Für mich kommen auch deshalb nur sanfte, nebenwirkungsfreie Therapien in Frage, die eine dauerhafte Gesundung bewirken», so Ursula Eggimann.

Breite der Naturmedizin
«In der Naturmedizin arbeiten wir nicht wie in der Neurologie mit dem Gedanken: Das Kind funktioniert nicht, wir müssen mit einer Chemikalie in den Hirnstoffwechsel eingreifen.» Die gesamte familiäre und schulische Situation und die ganze körperliche Konstitution des ADHS-Patienten würden einbezogen, bei Kindern und Jugendlichen sei eine intensive elterliche Begleitung notwendig. Als Therapie wendet Eggimann nicht nur
die Homöopathie an, sondern wählt aus der ganzen Breite der Naturmedizin das Passende für den Patienten aus. Sie weist Eltern und Kind auch auf eine ausgewogene und gesunde Ernährung hin und will wissen,
ob das Kind an einer Schwermetallbelastung leide oder einen Nährstoffmängel aufweist: «Beides sind Faktoren, welche oft eine Blockade bewirken.»

Eigene Wesensäusserungen
Im Grunde gehe es bei der ganzen Hyperkinese (Überaktivitäts)–Therapie darum, die durch Reiz- und Informationsüberflutung überbelasteten «Festplatten» unserer «Gehirncomputer» wieder zu entleeren, hält Eggimann fest, «und zu lernen, uns in vielerlei Hinsicht zu bezähmen.» Dabei könnten Meditation, bewusst gesteuerte Bewegungsabläufe oder die Verbindung beider Techniken zu meditativer Bewegung und zur Konzentration des Geistes wie in Tai Chi oder Aikido ebenfalls helfen. «Die medizinische Therapie ist nicht ganz einfach und erfordert viel Spürsinn», erzählt Ursula Eggimann aus ihrer Praxis, «aber es gelingt mir in
vielen Fällen, eine wirkliche Befreiung der Seele aus den Zwängen vorgegebener Muster und eine Rückbesinnung auf beständige Werte und eigene, nicht überprägte Wesensäusserungen zu erreichen.»
Kürzlich sei eine völlig verzweifelte Mutter mit einem renitenten, supercoolen Jugendlichen zu ihr gekommen. Innerhalb von neun Wochen habe er sich dahingehend verwandelt, dass seine gesamte Umgebung sich
über die erfreuliche Veränderung wunderte.
Eggimann: «Die Beruhigung des energetischen Systems erfolgte in diesem Fall durch zwei homöopathische Mittel. Das eine diente der Symptomatik und das andere war sein ganz persönliches Konstitutionsmittel.» Homööopathische Globuli geben bekanntlich nicht nur Impulse auf die Selbstheilungskräfte, sondern auch
auf die Bewältigung von psychosozialen Schwierigkeiten und die Persönlichkeitsentwicklung.

Aktive Elternmitarbeit
Erschwerend komme in der Therapie oft hinzu, dass Eltern schnell wieder von einer Behandlung Abstand nähmen, wenn die erste homöopathische Arznei nicht gleich den gewünschten Erfolg zeige und kaum dazu bereit seien einzusehen, dass sie in vielen Fällen selbst entscheidenden Anteil tragen am Sosein ihrer Kinder: «Es ist daher für mich unerlässlich, dass die Eltern aktiv an der Gesundung des Kindes mit helfen.» Hilf-
losigkeit seitens der betroffenen Eltern und Erzieher sieht Eggimann oft, aber auch Ahnungslosigkeit, Gutgläubigkeit und Resignation mangels Alternativen seitens der Schulmediziner. Dazu gehe es um Geld
und Macht der Produktehersteller. «Meine Aufgabe als Naturärztin ist es nicht aufzugeben, Alternativen im Sinne derGanzheitlichkeit zu suchen, um der Verantwortung, die wir gegenüber unseren Kindern haben, gerecht zu werden und sie vor Medikamentenmissbrauch zu schützen», bringt sie es auf den Punkt.


Ritalin: Über 20 Millionen
  schlucken es


Das den Lifestyle-Medikamenten Amphetamin, Prozac und Ecstasy ähnliche Chemikalie Methyl-phenidat soll bei Kindern Nervo-sität und Zappeligkeit bändigen
und bei Jugendlichen die Konzen-tration auf Arbeits- und Lernpro-zesse fördern. Experten schätzen, dass heute über 20 Millionen Kin-der und Jugendliche auf unserem Planeten dieses Medikament einnehmen.
Etwa sechs Prozent aller Kinder sollen in der Schweiz Methyl-phenidate konsumieren, um 700 Prozent zugenommen haben soll der Konsum hierzulande zwischen 1996 und 2000. Statistische
Zahlen werden laut Swissmedic nicht erhoben.



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BEGRIFFE

- ADS: Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ohne Hyperaktivität)

- ADHS: Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Syndrom

- Methylphenidat C14H19NO2, Produktenamen Ritalin (Novartis),
   Medikinet (Target BioScience AG), Concerta (Janssen-Cilag AG)


- Komplementärmedizinische Massnahmen: Alle Massnahmen,
   die begleitend und ergänzend
zu einer schulmedizinischen
   Behandlung im Rahmen eines auf den Patienten abgestimmten
   Konzeptes angewandt werden.

Dr. med. Ralph-Ingo Hassink

- Alternativmedizin hat im Unterschied zu der im Westen am
meisten praktizierten Schulmedizin ein anderes Verständnis zur Entstehung von Krankheit und ihrer Symptome und verfolgt einen
   vollkommen anderen Ansatz zur Behandlung. (Homöopathin
   Dr. med. Petra Fuchs

- Naturmedizin: Medikamente der Pharmaindustrie zwingen dem
   Körper eine Funktion auf, Natur-medizin hingegen reguliert und harmonisiert, baut Körper und Geist auf.
Naturärztin Ursula Eggimann








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